Darf ich dich stören,
Mutter,
in deinem Schönheitsschlaf?
Liegst so still
und blass auf deinem Bett.
Schmal dein Gesicht.
Wie ein Vögelchen.
Bist sicher,
hier drinnen,
der Krieg kann dir nichts tun.
Kennst ihn von früher,
Bombennächte
im Luftschutzkeller.
Als kleines Mädchen.
Mit den lustigen Zöpfen,
dem Teddy
im Arm.
Und deiner Angst,
die dich nie mehr
verließ.
Jetzt ist er wieder da,
der Krieg,
schleicht
in den ukrainischen Wäldern umher,
wie ein verlotterter Wolf,
frisst die Städte,
zermalmt Kinder.
Putins Erektionsversuche
in einem fremden Land.
Weil er’s zu Hause
nicht mehr bringt.
Darf ich dich stören,
Mutter,
in deinem Schönheitsschlaf?
Liegst so still
und blass auf deinem Bett.
Schmal dein Gesicht.
Wie ein Vögelchen.
Bist gestorben,
ehe die Welt
ganz aus den Fugen geriet.
Und meine Frau sich
einen Liebhaber nahm.
Sorge dich nicht,
Mutter.
Mir geht es gut.
Ich bin stark,
stark
wie nie.
Stell mich den Dämonen,
vor denen du flohst.
Bin stark.
Ziehe in den
letzten Krieg
dieser armseligen Welt.
Bin stark.
So stark.
Schlaf, Mutter.
Sorge dich nicht.
18.3.22