Großes Leben.
Sommer.
Jung.
Und so herrlich
unverstellt.
Stubs küsst mich am Neckar.
Mein Bett ist ein Altar,
die Logik
bekommt einen Hirnschlag,
das Studium scheißegal.
Dann schießt die RAF
mit der Panzerfaust
auf Haig,
einen amerikanischen General
in unserem Heidelberg.
Wir fliehen.
Stubs, weil sie
RAF-Unterstützer
unterstützte.
Ich, weil ich Stubs küsste.
So tief.
Running
under the mood
of madness.
Sommer.
Am Main,
die Wellen spielen
verliebt mit den Kieselsteinen,
eine zauberische
Ellritze schlägt Haken
vor meinen Augen.
Im Schilf
möchte ich
das Nebelgespenst
fangen.
Nur um es zu fragen:
wie geht es Stubs?
Wir haben keine Handys damals,
Telefonzellen sind demoliert,
der politische Kampf fordert
unsere Frauen ganz.
Sie leben geistig
im Untergrund.
Running
under the mood
of madness.
Die Sonne reitet auf den
kleinen Wellen des Mains.
Die Zukunft
entsteigt den Miesmuscheln.
Ich werde mit dem Rad
an die Nordsee fahren,
unterwegs
Eva sehen,
die einzige Liebe,
die mein Herz
erfasste,
während ihr Freund
im Nebenzimmer
lärmt.
An der Nordsee drei Tage in einem winzigen Zelt
mit dem Jugendfreund sitzen,
nass geregnet auf die Knochen.
Ehe wir den Zug nach Hause nehmen.
Running
under the mood
of madness.
Sonst geben die
Miesmuscheln
wenig preis.
Die Zukunft ist grau.
Ich werde Stubs nicht wiedersehen.
Vielleicht hat sie
die RAF gefressen.
Vielleicht die Justiz.
Ich werde meinen Weg gehen.
Richtung Greisentum.
Aber ich werde
tapfer sein.
Das Leben
ist klein und grau.
Na und?
Ich atme
die Sonne
auf den Wellen des Mains.
Running
under the mood
of madness.
30.8.2021