Immer, wenn
unsere Hunde
an die Bank kommen,
heben sie das Bein.
Ich verhindere
es manchmal,
wenn ich schnell
genug bin.
Die Bank
ist grau, klotzig,
aus Beton. Und neu.
Als Sitzflächen
dienen helle
Holzlatten.
Abends
sitzen Jungs darauf,
manchmal Mädels,
rauchen, trinken,
hinterlassen Müll.
Ihr Blick geht,
wenn sie Zeit dazu haben,
auf die Skelette
der Rohbauten
im Wohngebiet, die hier langsam
aus der Erde wachsen.
Kräne wie Dinosaurier.
Im Rücken der Bank
eine Obstplantage,
Pflaumen,
dann ein paar Felder,
wieder Obstplantagen,
die Ausläufer
des Schwarzwaldes.
Das Schloss Ortenberg
hockt seit Ewigkeiten
auf dem Vorsprung
seines Hügels
und wartet auf die Minne.
So scheint es.
Die Windräder weiter oben
drehen sich träge.
Trinkt,
trinkt, das Leben
ist kurz.
Freitags war die Bank
abgesperrt,
mit rotweißem Band.
Polizei.
Feuerwehr,
ein Hubschrauber,
die Spurensicherung,
die auf allen Vieren
in ihren weißen Overalls
um die Bank herumkroch.
Vor der Bank
ein Kanister mit orangener
Flüssigkeit.
Im Gras dahinter
ein versengtes Oval.
Menschengroß.
Einen Tag später
die Gewissheit:
Hier starb ein Mensch.
Ich sehe dich,
auf der Bank.
dein Blick geht ins Leere.
Du bist weit von Zuhause,
vielleicht Syrien,
vielleicht Afghanistan.
Du bist verzweifelt.
Und kurz darauf
brennst du,
deine Kleidung durchtränkt
von der orangenen Flüssigkeit.
Die Flammen fressen sich in deine
schwarze Kleidung,
deine Haut.
Dein Fleisch.
Du hast Schmerzen.
Unerträglich.
Du hast Angst.
Unerträglich.
Du schreist.
Denkst plötzlich
an deine Mutter.
Du willst nicht sterben.
Doch es ist zu spät.
Du stirbst.
Von dir bleibt nur das Oval
verbranntes Gras
hinter der Bank.
Drei schwarze Fetzen
verkohlter Kleidung.
Und, zwei Tage später,
vier Sträuße
weißer Blumen
und fünf weiße Kerzen.
Man gedenkt deiner;
immerhin.
Zwei Tage später sitzen
Jungs
auf der angekokelten Bank.
Sie trinken,
sie lachen,
einer knutscht
mit einem Mädel.
Trinkt, das Leben ist
kurz.
5.10.21