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B. Traven enthüllt

Erhellendes über den großen Unbekannten B. Traven beschert uns Jan-Christoph Hauschild in seinem so opulenten wie gründlichen Buch. Es gehört zu den Büchern, die man gerne liest, wenn es sein muss, immer wieder.

B. Traven ist der große Unbekannte in der Weltliteratur. Der Streit unter den Literaturwissenschaftlern tobt seit langem, wer der große Mystery Man nun sei. Dafür müssen sie ihm richtig dankbar sein, hätte sie doch sonst nix zu tun.
Als sicher galt lange nur, dass B. Traven das Pseudonym eines deutschen Schriftsteller war, der lange Jahre in Mexiko lebte. Sein Todesdatum ist auch ziemlich sicher: Es ist der 26. März. Ort: Mexiko-Stadt.

B. Traven enthüllt


Nun hat Jan-Christoph Hauschild das faszinierende Buch B. Traven – Die unbekannten Jahre geschrieben. Darin räumt er mit so mancher Legende auf. Nun erdet er den großen Unbekannten als Otto Feige aus Schwiebus in der Provinz Brandenburg. Gut, das ist an sich keine bahnbrechende Neuigkeit, denn das vermuteten andere auch bereits. Traven war schon länger als Feige identifiziert, der sich unter dem weiteren Pseudonym Ret Marut 1924 nach Mexiko absetzte, nachdem er als Theaterschauspieler und Anarchist manchem herrschenden Großkotz zu sehr gegen den Strich gegangen und ihm der Boden in Deutschland zu heiß geworden war.

Identität verschleiern

Angeblich sind das nicht alle Pseudonyme – sie dienten Feige dazu, seine wahre Identität zu verschleiern. Und später seine proletarische Vergangenheit zu verbergen. Feige wurde nämlich zu einer Art Karl May – ein Reiseschriftsteller (der allerdings tatsächlich reiste). Und der sich auf allerlei haarsträubende Abenteuer verstand, dabei einen handfesten Humor zeigte und nicht an Seitenhieben und beißendem Spott gegen den Kapitalismus sparte. Mag heute auch fast jeder blinden Kirchturmratte klar sein, dass der Kapitalismus an sein Ende kommt (natürlich erst, nachdem er die Erde ganz gefressen hat), war das damals noch nicht so klar. Wir wissen jetzt um die Endlichkeit der Ressourcen unserer Mutter Erde. Und sehen zu, dass der Kapitalismus so weiter macht wie bisher –  nun, daran werden beide eingehen: Wir als Wirtstiere und der Kapitalismus als unsere Krankheit. Das war damals, am Anfang der 20. Jahrhundert, noch nicht so klar.

700 Seiten Fleißarbeit


Hauschild hat fast 700 Seiten Fleißarbeit über B. Traven abgeliefert. Und es hat sich gelohnt. Vieles, was bisher Vermutung und Spekulation war, ist jetzt gesicherte Annahme; immerhin. Hauschild begibt sich auf Spurensuche, forscht in Winkeln, von denen wir bisher gar nicht wussten, dass es sie gibt; und bringt ganz nebenbei das Kunststück fertig, uns auf höchst lesbare, humorvolle und kurzeilige Weise den Schriftsteller Otto Fege und sein abenteuerliches Leben näher zu bringen.
Ein wundervolles Buch.

Das Buch

Jan-Christoph Hauschild, B. Traven – Die unbekannten Jahre,
Taschenbuch, 696 Seiten, Springer Vienna; Auflage: 1 (14. Februar 2012),
ISBN 3709111544, EAN 9783709111543

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